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Qualitätskontrolle
Sabrina Schilling

Frischer Blick nach 130 Jahren – TRUMPF Stanzmaschine macht 1 aus 7

C imbria in Österreich wollte eine 130 Jahre alte Stanzmaschine ersetzen – ein Stück Industriegeschichte. Viele Maschinenanbieter hörten sich die Anforderungen an, aber nur TRUMPF traute sich die Aufgabe zu. Am Ende ersetzte die TruPunch 5000 Stanzmaschine von TRUMPF nicht nur die historische Maschine, sondern fasste die Aufgaben von sieben Maschinen zusammen.

40 Kilo wiegt das Blech, das die Produktionsmitarbeiter auf die alte Stanzmaschine wuchten und einspannen. Reihe für Reihe schiebt die Maschine das Blech weiter. Gleichmäßig senkt sich der Stanzkopf und drückt die Form in das dünne Material, immer dieselbe: zwölf Vertiefungen, weiter, zwölf Vertiefungen, weiter, zwei Meter in die eine Richtung, zwei Meter zurück, bis das Blech voll ist. Das Blech, das hier entsteht, sortiert später Saatgut. Die Technik ist 130 Jahre alt, sie stammt aus den Anfangstagen des Unternehmens Cimbria Heid - und sie darf bald in den Ruhestand.

In der historischen Fertigungshalle stellt Cimbria Heid Trieure her, Maschinen zum Sortieren von Saatgut und Getreide

Kerngeschäft: In der historischen Fertigungshalle stellt Cimbria Heid Trieure her, Maschinen zum Sortieren von Saatgut und Getreide.

Die alte Stanzmaschine geht in den Ruhestand

Verdienter Ruhestand: Nach 130 Jahren geht die alte Stanzmaschine Ende des Jahres in den Ruhestand. Die TruPunch 5000 übernimmt.

Die TruPunch 5000 übernimmt Aufgaben, die früher sieben Maschinen erledigten.

Eine für alles: Die TruPunch 5000 ersetzt nicht nur die historische Maschine, sondern übernimmt Aufgaben, die früher sieben Maschinen erledigten.

EINE INVESTITION IN MEHR EFFIZIENZ

1894 hat Nikolaus Heid die Stanzmaschine konstruiert. Immer wieder hat das Unternehmen die Technik seitdem modernisiert. „Wir mussten uns aber der Realität stellen und einsehen, dass sie irgendwann nicht mehr funktionieren würde“, sagt Patrick Jansen, Director Manufacturing von Cimbria. Bis Ende 2024 will er gleich zwei der alten Stanzmaschinen abstellen. „Natürlich schwingt ein bisschen Wehmut mit“, sagt er, „die Maschinen sind Teil der Industriegeschichte des Unternehmens Heid. Aber nach 130 Jahren müssen wir auch an neue Technologien und die damit verbundene Effizienzsteigerung denken.“

Seit 1989 ist die Heid Agrartechnik Teil des dänischen Unternehmens Cimbria. Die Stanzmaschinen gehören zur Schlüsseltechnologie des Unternehmens. „Sie bearbeiten die Bleche für einen Trieur: Eine Maschine, die später das Getreide oder Saatgut sortiert. Das war immer eine unserer Kernkompetenzen“, sagt Patrick Jansen. Der Trieur sortiert gewünschte von unerwünschten Körnern. Aus den Blechen werden dafür später Zylinder geformt, die um eine Rinne rotieren. Die Vertiefungen in dem Blech – auch „Taschen“ genannt – halten das gewünschte Korn fest und transportieren es nach oben. Dort fällt es hinunter auf die Rinne. Körner, die nicht in die Vertiefungen passen, fallen aus dem Zylinder wieder heraus.

Günther Schwarz sorgt als Produktionsleiter für eine störungsfreie Fertigung bei Cimbria Heid

Zuverlässig: Günther Schwarz sorgt als Produktionsleiter für eine störungsfreie Fertigung bei Cimbria Heid.

Das Korn muss exakt in die Vertiefungen im Blech, die „Taschen“, passen.

Passgenau: Das Korn muss exakt in die Vertiefungen im Blech, die „Taschen“, passen.

Möglichst viele Vertiefungen in einem Blech

Effizient: Die TruPunch 5000 nutzt die Fläche des Blechs optimal, um möglichst viele Vertiefungen in der gewünschten Form zu stanzen.

Die Vertiefungen haben zwei Herausforderungen: ihre Form und ihre Anzahl auf der Fläche. Je nach gewünschter Korngröße braucht es eine andere Tiefe. Sie reichen von kleinsten Vertiefungen für Kleesamen bis hin zu 28 Millimeter großen Löchern für Sonnenblumenkerne. Die Form ist dabei nicht nur rund, sie ähnelt je nach zu sortierendem Gut eher einem Tropfen. Und für jede Form wird ein eigenes Werkzeug benötigt. „Eine Tasche kann man relativ einfach und schnell pressen“, erklärt der österreichische Betriebsleiter Günther Schwarz. „Aber so viele Taschen auf ein zwei Meter langes Blech zu pressen, ist technisch eine Herausforderung.“

Im Sommer 2021 haben Patrick Jansen und Günther Schwarz begonnen, nach Alternativen für die alten Maschinen zu suchen. Es sollte bis September 2023 dauern, bevor sie die neue Stanzmaschine von TRUMPF in Betrieb nehmen konnten. „Die alten Maschinen waren so heilig, wir haben uns nicht vorstellen können, dass eine moderne Maschine die Bleche überhaupt so bearbeiten kann, wie wir es brauchen“, sagt Schwarz. Mit zehn Anbietern hatte Cimbria Kontakt aufgenommen. Alle bis auf TRUMPF sind wieder ausgestiegen.

„Um die Anforderungen von Cimbria zu realisieren, fuhren wir einige Male zu Cimbria Heid“, sagt Peter Sternat, TRUMPF-Vertriebsleiter Ost-Österreich, „und auch Günther Schwarz war in Ditzingen in unserem Customer Center zu Besuch.“  Gemeinsam haben sie die TruPunch 5000 in das Layout des jetzigen Maschinenparks integriert und erste Werkzeugköpfe für die Tropfenform entwickelt. „Wir haben uns schrittweise angenähert“, sagt Sternat.

BESSERE AUSLASTUNG DANK MODERNSTER TECHNOLOGIE

Für Cimbria Heid bedeutet die neue Maschine eine Effizienzsteigerung. Arbeitsschritte, die früher auf unterschiedlichen Maschinen liefen, übernimmt jetzt die TruPunch 5000. Mit bis zu 1600 Hüben pro Minute stanzt sie die Vertiefungen in das Blech. Aktive Niederhalten verhindern, dass sich das Material währenddessen aufwellt – dadurch entfällt das bisherige Begradigen im Anschluss. Eine Funktion bringt das Blech in die gewünschte Größe, eine andere entgratet die Schnittkanten. Prägewerkzeuge beschriften die Bleche.

Inzwischen bewegt der SheetMaster die 40 Kilo schweren Bleche – nicht mehr die Produktionsmitarbeiter. Auch der Werkzeugwechsel für mehr als 50 Werkzeuge ist automatisiert. Die komplexen Segmentbleche für den Trieur fertigt Cimbria Heid tagsüber, um die Ergebnisse zu kontrollieren. In der Nacht produziert die Maschine einfachere Flachsiebe ohne Personaleinsatz.  „Wir können die Maschine jetzt viel besser auslasten – und unser Team freut sich über die neue Technologie“, sagt Patrick Jansen.

Betriebsleiter Günther Schwarz (links), Qualitätsmanagerin Bettina Waldmüller (Mitte) und Director Manufacturing Patrick Jansen (rechts)

Mehr als zufrieden: Betriebsleiter Günther Schwarz (links), Qualitätsmanagerin Bettina Waldmüller (Mitte) und Director Manufacturing Patrick Jansen (rechts) freuen sich über die neue Technologie.

Der SheetMaster versorgt die TruPunch 5000 mit dem benötigten Material

Automatisierung: Der SheetMaster versorgt die TruPunch 5000 mit dem benötigten Material. Das steigert die Effizienz und entlastet Mitarbeiter.

Die Maschine reduziert den Ausschuss auf ein Minimum

Materialsparend: Die TruPunch 5000 reduziert den Ausschuss auf ein Minimum.

Rund 450 Stanzköpfe hat Cimbria Heid in 130 Jahren für verschiedene Getreide- und Saatgutformen gesammelt. Diese Köpfe brauchen sie auch für die neue Maschine. „Wir testen jedes einzelne Werkzeug, damit die Sortierbleche weiterhin unsere Qualitätsansprüche erfüllen. Das braucht noch etwas Zeit“, erklärt Patrick Jansen. Was danach aus den alten Maschinen wird, ist noch unklar. Aber der Produktionsleiter ist sich sicher: „Wir werden einen würdigen Platz für sie finden. Vielleicht ziehen sie in ein Industriemuseum ein.“

Über das Unternehmen

Heid und Cimbria, das ist heute eins: Cimbria Heid. 1872 gründet Nikolaus Heid gleichnamiges Unternehmen in der Eifel. Nach seinem Umzug nach Niederösterreich entwickelt er Werkzeug- und Sortiermaschinen für Getreide. 1989 übernimmt das dänische Unternehmen Cimbria die Heid Agrartechnik. Cimbria ist weltweit führend in der industriellen Verarbeitung, Handhabung und Lagerung von Getreide und Saatgut sowie von Getreide, Tierfutter, Lebensmitteln und anderen Schüttgutprodukten. Cimbria arbeitet eng mit seinen Kunden zusammen, um Einzelmaschinen und schlüsselfertige Komplettlösungen zu entwickeln. Die Gruppe hat vier Produktionsstandorte und rund 900 Mitarbeiter. Am Standort in Österreich arbeiten rund 140 davon. 

Erstellt am 30.10.2024
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