Mit großen Schritten durchmisst Susanne Hartlieb die oberste Etage des TRUMPF Parkhauses. „Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen hier 86 E-Auto-Ladestellen zur Verfügung. Sie kommen insgesamt auf eine Leistung von rund 1.000 Kilowatt. Zum Vergleich: Damit ließen sich 10.000 Fernseher betreiben. Unser Ziel ist, dass die Mitarbeiter ihr Auto ganz bequem während der Arbeitszeit aufladen können“, sagt Hartlieb. 2019 hat TRUMPF das mit geschwungenem Metall verkleidete Parkhaus eröffnet – damals ging die „Ebene 8/9“ als größte Elektrotankstelle Süddeutschlands durch die Presse.
Doch damit nicht genug: „Unsere Außendienst-, Vertriebs- und Servicekollegen testen gerade, wie Kofferraumgröße, Reichweite und das Laden von Elektroautos am besten zu ihren Tätigkeiten passen. In unserem Fuhrpark sollen die CO2-Emissionen nämlich bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/2019 sinken“, berichtet Hartlieb. Auch das sei ein wichtiger Schritt zur Klimaneutralität, die TRUMPF bereits seit 2020 zumindest bilanziell erreicht.
Das Ziel: weg mit dem CO2
Verteilt auf die nächsten sieben Jahre investiert TRUMPF 80 Millionen Euro in den Klimaschutz. Das Hochtechnologieunternehmen will Emissionen so weit wie möglich vermeiden und nicht mehr – wie in der Industrie üblich – durch international anerkannte Zertifikate kompensieren. Doch wie realistisch ist es, dass eine Firma mit rund 17.000 Mitarbeitern den aus eigenem Energieverbrauch entstehenden CO2-Ausstoß um mehr als die Hälfte reduziert? Die international angesehene „Science Based Targets“-Initiative, ein Zusammenschluss von UN, WWF und Unternehmen, hat diese Reduktionsziele beglaubigt. „Sie sind ambitioniert, keine Frage. TRUMPF muss sich ins Zeug legen. Besonders anspruchsvoll sind unsere Ziele, den Energieverbrauch unserer Produkte zu reduzieren. Genauso schwierig ist es, den CO2-Rucksack der von uns benutzten Materialien abzulegen“, sagt Hartlieb. Aber: Überall im Unternehmen hätten Projektteams bereits Ideen entwickelt und verbindliche Roadmaps erstellt. „Das Projekt Nachhaltigkeit ist ein Großprojekt, bei dem viele mitarbeiten müssen und jeder etwas beitragen kann“, sagt Hartlieb. Nie sei die Bereitschaft größer gewesen, an Nachhaltigkeitsthemen zu arbeiten.
Masterplan Energieverbrauch
Szenenwechsel ins Produktionsareal 4. Susanne Hartlieb schreitet durch drei nagelneue Produktionshallen sowie Büro-, Lager- und Technikflächen. Auf insgesamt 45.000 Quadratmetern, mehr als sechs Fußballfeldern, soll schon bald der Geschäftsbereich Laser umweltschonend produzieren. „Vorhaben dieser Größe setzen wir von vornherein mit Energie-Masterplänen um. Sie bilden zum Beispiel ab, wie sich Wärme- und Kälteströme optimal vernetzen lassen. Prozesskälte in der Produktion, intelligente Gebäudetechnik, Energiemonitoring – alles zielt darauf ab, Energie einzusparen“, sagt Hartlieb, während sie eine Treppe hinabsteigt.
Tief im Keller und zwei Stockwerke unter Straßenniveau öffnet sie eine Tür. Leitungen, Rohre, Generatoren – der Raum ist so etwas wie die Herzkammer des neuen Trakts, vollgestopft mit Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. „Das hier könnte die Blaupause für alle anderen Standorte sein. Wir nutzen zum Beispiel eine zentrale Kältemaschine und beheizen die Reinigungsanlage für Laserbauteile mit deren Abwärme.“ Maßnahmen wie diese senken bei TRUMPF den Energieverbrauch für Wärme- und Kälteanwendungen um rund 70 Prozent. Ersparnis: rund 4.500 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr – und natürlich auch viel Geld.
Mehr Wachstum, weniger Ausstoß
Gut die Hälfte des Energieverbrauchs von TRUMPF entfällt auf den Stammsitz in Ditzingen. Bis 2030 soll pro Jahr im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/2019 jede Menge Energie gespart werden. Es geht um Maßnahmen, die zu 1,5 Prozent weniger Strom- und drei Prozent weniger Erdgas- und Heizölverbrauch führen. „An all unseren Standorten investieren wir in die energetische Verbesserung von Gebäuden, Anlagen und Prozessen“, sagt Hartlieb. Das zahlt sich aus. Vor fünf Jahren stießen die TRUMPF Standorte noch gut 50.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich aus, 2030 soll es nur noch die Hälfte sein.
Strom von jedem Fabrikdach
Schon seit Jahren baut TRUMPF deshalb die Eigenerzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen aus. Hartlieb zeigt mit dem Finger nach oben: „Selbstverständlich ist auf den Dächern der neu gebauten Produktionshallen in Ditzingen Fotovoltaik installiert. Wir sprechen allein hier im Produktionsareal 4 von 9.500 Quadratmetern Solarpanels, das entspricht fast 1,5 Fußballfeldern. Die Anlage stellt pro Jahr 1,15 Gigawattstunden Strom zur Verfügung. Zum Vergleich: Damit könnten sich mehr als 280 Haushalte mit vier Personen ein Jahr lang versorgen“, erläutert Hartlieb. Bis 2027 sollen alle geeigneten Dachflächen auf firmeneigenen Gebäuden mit Solaranlagen ausgestattet sein. Es geht um 15 bis 18 Megawattpeak, das entspricht rund zehn Prozent des Verbrauchs. Der Rest kommt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. TRUMPF kauft schon heute Grünstrom aus möglichst jungen, nicht subventionierten Anlagen. Künftig soll er auch direkt von Windkraftanlagenbetreibern kommen.
Smart Factory – Green Factory
Mittlerweile ist Hartlieb in der Smart Factory von TRUMPF angekommen. Das Unternehmen produziert dort auf eigenen Anlagen Blechteile, um sie zum Beispiel als Umhausung in Biegemaschinen zu verbauen. Hartlieb steht neben einer Schneidmaschine. Nanojoints, Drop and Cut, Active Speed Control, TwinLine – die Fachbegriffe für Funktionen zum Energie- und Materialsparen schwirren jetzt wie Bienen durch den Raum. „Bei TRUMPF stehen sehr viele Technologien bereit, die Material und Energie sparen und helfen, den ökologischen Fußabdruck in der Produktion zu verbessern. Transparenz der Daten ist das Schlüsselelement für mehr Nachhaltigkeit. Dank digitaler Vernetzung lassen sich die Maschinen und Anlagen beispielsweise vorausschauend warten und wir vermeiden Maschinenausfälle. Wir unterstützen Kunden dabei, die Produktivität zu steigern und die Umwelt zu schonen“, sagt Hartlieb.
Es geht um unser Erbe
Dann sagt Hartlieb noch: „Das ist eine Aufgabe, um die wir nicht herumkommen. Bis 2030 steht der Menschheit ein begrenztes Zeitfenster zur Verfügung. Wir müssen jetzt handeln. Schließlich geht es darum, welches Erbe wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen wollen.“ Am Ende des Tages schließt sie ihr Fahrrad auf und fährt nach Hause.