Die Lüftung surrt unermüdlich, der Lötkolben zischt im nassen Abtropfschwämmchen und setzt giftige Dämpfe frei. Zwischen Messinstrumenten und Versuchsaufbau baumeln bunte Kabelsalate, die zur täglich grüßenden Stolperfalle geraten. Wir sind in einem wissenschaftlichen Labor — und das hat ungefähr so viel Sexappeal wie eine Kolumne, die mit einem schlechten szenischen Einstieg den Leser langweilt.
Ein Traum von einem Touch-Interface
Leonard Hofstadter hat andere Labor-Erfahrungen gemacht. Er ist einer der Protagonisten der US-Sitcom „The Big Bang Theory“ und ein hochbegabter Physiker. Als ihn seine Freundin Penny, eine Kellnerin, in einer Folge im Labor besucht, führt Leonard ihr ein schwebendes, mit Gesten steuerbares Hologramm vor. Das Hologramm basiert auf Lasertechnik.
Penny, die sonst immer Leonards Physiker-Ausführungen mit „boooooring“ quittiert, ist ziemlich begeistert. Kurz darauf sitzt Leonard total zerzaust in der Cafeteria. Klare Sache: Laser machen sexy — und das nicht nur für Kellnerinnen. Ich wette zehn zu eins, dass sich selbst ein Venturecapital-Vertreter Leonard nach der Hologramm-Vorführung an den Hals geworfen hätte.
Auch wenn bei den Schlagworten Venturecapital und Disruptive Technologies beinahe jeder zuerst an Software oder Apps denkt: Es gibt noch ein ganz anderes Feld mit einem enormen disruptiven Potenzial für Gründer mit cleveren Ideen — Photonik. Vom laserbasierten optischen Mikrofon über mit Sensorik ausgestattete Industrieroboter bis hin zu lichtbasierter Fluoreszenzmikroskopie und intelligenten Beleuchtungskonzepten für die Smart Citys der Zukunft: Photonik ist für Gründer eine Goldgrube.
Der Reiz der Photonen
Aus der Idee mit dem holografischen Touch-Interface, das Leonard Penny vorführt, wird meines Wissens kein Start-up — obwohl es riesiges Potenzial hat. Ein paar Folgen später allerdings gründen die Protagonisten um Leonard tatsächlich ein Start-up. Es geht um ein revolutionäres Gyroskop, das Quanteneffekte nutzt, um die Lage im Raum exakt und fehlerfrei zu bestimmen.
Selbst die NASA ruft bei der Physiker-Clique an und interessiert sich dafür. Das Gyroskop ist zwar keine Laser¬applikation, es ist jedoch — und auch hier wette ich zehn zu eins — nur mit Lasertechnik möglich. Gute Aussichten also für einen entspannten Kaffee nach der Vorführung.