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Absturz Hindenburg
Athanassios Kaliudis

Hindenburg'sche Dissonanz

W arum sich auch Wasserstoff sozialpsychologischen Theorien beugt und der Laser heute mal im Ruhemodus bleibt.

Wasserstoff hat in seiner Karriere als chemisches Wunder-Element schon einige Aufs und Abs hinter sich. Der Hype um das „in seine Elementarteile zerlegte Wasser“ als Energieträger begann schon im 19. Jahrhundert mit dem Science-Fiction-Autor Jules Verne. Dass im Wasserstoff eine mächtige Energie steckt, führte der brennende Zeppelin „Hindenburg“ der Welt 1937 leidig vor Augen, als er kurz vor seiner Landung in Lakehurst, New Jersey, in wenigen Sekunden in einem Inferno niederging. Das Luftschiff war mit Wasserstoff gefüllt.

Spüren Sie jetzt auch eine gewisse Dissonanz? So viel Hoffnung und Anstrengung in Wasserstoff, nur um festzustellen, dass das Ergebnis den Erwartungen nicht gerecht wird! Der US-Sozialpsychologe Leon Festinger prägte 1957 hierfür den Begriff der kognitiven Dissonanz - ein als unangenehm empfundener Gefühlszustand. Die fatale Katastrophe der „Hindenburg“, deren Fotografie spätestens 1969 als Albumcover der britischen Rockband Led Zeppelin ihren Weg in die Popkultur fand, bedeutete das Ende der Luftschifffahrerei, nicht aber das Ende der Träume vom Wasserstoff. Denn Dissonanzen lassen sich auflösen, etwa indem wir - um in unserem Beispiel zu bleiben - die Gründe für die Katastrophe auf andere Ursachen zurückführen. Ob die „Hindenburg“ aufgrund eines technischen Defekts, eines Zufalls oder einer Sabotage in Flammen aufging, ist nicht abschließend geklärt.

Mehr denn je steht Wasserstoff heute wieder - oder noch immer - im Fokus: ob als Antriebsalternative zum klassischen E-Auto oder als Speicher regenerativer Energien im Kontext der Energiewende. Kognitive Dissonanzen stellen sich aber weiterhin ein. Denn Wasserstoff wird derzeit zum Großteil noch aus fossilen Brennstoffen gewonnen - und hat somit keine allzu gute Klimabilanz. Diese Dissonanz lösen wir, indem wir den Widerspruch ein Stück weit herunterspielen und auf das Potenzial und die glorreiche Zukunft des Wasserstoffs verweisen. Elon Musk übrigens, der Tesla-Pionier, dürfte vor einigen Jahren auch eine Dissonanz gespürt haben zwischen seinem Traum von der Elektromobilität und der „alten“ Automobilwelt. Er löst seine Dissonanz heute auf, indem er die Realität um ihn herum an seinen Traum anpasst.

Dass es in dieser Kolumne keinen direkten Bezug zum Werkzeug Laser gibt wie sonst, ist meine ganz persönliche kognitive Dissonanz. Ich fühle mich ein bisschen unwohl. Und wie löse ich diese Dissonanz auf ? Ich leugne sie einfach! Wer sagt denn, dass es hier jedes Mal um den Laser gehen muss?

Bei welcher Technologie haben Sie schon einmal eine Dissonanz verspürt?
Schreiben Sie mir!

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