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Mira Burgbacher

Familienbande

W enn Familienunternehmen übergeben werden, gibt es zwei Möglichkeiten: innerhalb der Familie oder an einen externen Manager. Creighton Hutchinson von Hutchinson Engineering aus Kilrea, Nordirland, hat sich für beides entschieden. Wie das funktioniert und wie viel Nähe zu seinen Söhnen notwendig ist – wir haben nachgefragt.

Fährt Creighton Hutchinson durch die Straßen von Kilrea, winken ihm die Anwohner zu. Der Firmengründer ist eine angesehene Persönlichkeit. Mit seinem Unternehmen aus Kilrea wegzuziehen und näher an den industriellen Zentren Nordirlands zu produzieren, war nie eine Option. Die Nähe zu seiner Heimat und das Engagement für die Menschen sind ihm wichtig. Das rechnet man ihm hoch an. Umso mehr, weil Nordirland durch Unternehmer wie ihn einen Wirtschaftsaufschwung erlebt und auf dem Weg ist, endlich aus dem Schatten Großbritanniens zu treten.

Creighton hat Hutchinson Engineering 1971 als Ein-Mann-Unternehmen gegründet und Bauteile für Landmaschinen produziert. Seine Firma wuchs, nach ein paar Jahren beschäftigte er zehn Mitarbeiter. Die Branche, die er bediente, schrumpfte jedoch mit den Jahren. 1996 stieg der älteste Sohn Mark in das Geschäft ein. Gleichzeitig beschloss man, sich neu aufzustellen. Heute fertigen bei Hutchinson Engeneering 100 Mitarbeiter für Kunden aus verschiedenen Branchen – von Busherstellern bis hin zur Luftfahrt-Industrie.

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"Es ist nicht gut, wenn man immer dieselben Pfade beschreitet."
Creighton Hutchinson, Gründer Hutchinson Engineering (Foto: Frederik Dulay-Winkler)

Die positive Entwicklung verlangte nach neuen Produktionskapazitäten. 2015 investierte das Unternehmen in die Laser-Rohrschneidmaschine TruLaser Tube 7000 und die automatsierte Laserschneidmaschine TruLaser 5030 fiber und erweiterte seine Produktionsfläche. 2001 stieg Firmengründer Creighton aus dem täglichen Geschäft aus. Persönliche Protokolle aller Beteiligten zeugen davon, wie die Übergabe funktioniert hat.

Creighton Hutchinson, 70 :

Als ich meine Firma vor 46 Jahren gründete, hätte ich nicht gedacht, dass wir einmal 100 Mitarbeiter beschäftigen. Aber das Unternehmen hat sich gut entwickelt und ist immer größer geworden. Das liegt auch daran, dass meine Söhne und ich, als es darauf ankam, gute Entscheidungen getroffen haben. Als die Aufträge für landwirtschaftliche Maschinen weniger wurden, zum Beispiel. Und auch, als es darum ging, den Vorstand neu zu gestalten. Bei strategischen Entscheidungen brauchten wir eine neutrale Perspektive. Also habe ich beschlossen, externe Mitarbeiter – also Nicht-Familienmitglieder – einzustellen. Es ist nicht gut, wenn man immer dieselben Pfade beschreitet. Man sollte den Blick eines Außenstehenden nicht unterschätzen, denn frischer Wind tut jedem Unternehmen gut. Auch unserem.

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Auch wenn er längst Rentner ist, lässt es sich Creighton Hutchinson nicht nehmen täglich in der Firma vorbeizuschauen. (Foto: Frederik Dulay-Winkler)

Mark Hutchinson, 39, Geschäftsführer

Ich bin mit der Firma aufgewachsen, sie war immer auch ein Teil unseres Familienlebens. Für mich war klar, dass ich irgendwann einsteigen möchte. Wie sagt man so schön, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Zu meinem Vater habe ich immer aufgeschaut und wollte natürlich, dass er stolz auf mich ist – so wie ich es auf ihn bin. Wir haben eng zusammengearbeitet, ich habe viel von ihm gelernt. Gleichzeitig musste ich mich auch Stück für Stück abnabeln, um meine eigenen Weg gehen zu können. Ich musste selbstständig Entscheidungen treffen und habe die Erweiterung unserer Produktpalette vorangetrieben. Außerdem haben wir mit TRUMPF auf einen neuen Partner gesetzt. Natürlich war ich beeindruckt von den fortschrittlichen Maschinen. Unsere erste TRUMPF Maschine war eine CO2-Lasermaschine mit Automatisierung – dadurch konnten wir unsere Produktivität nochmal steigern. Ein wichtiger Faktor war aber auch, dass TRUMPF wie wir ein Familienunternehmen ist und wir dieselben Werte teilen.

Unsere Mitarbeiter betrachten wir als erweiterte Familie. Es gibt regelmäßige Gesundheitschecks, jährliche Teambuilding-Events, eine große Weihnachtsfeier und kleine Rituale wie den „Pfannkuchen-Dienstag“. Die Mitarbeiter wissen das zu schätzen, viele arbeiten schon seit mehreren Jahren oder sogar Jahrzehnten bei uns. Ein Mitarbeiter ist seit 40 Jahren an Bord. Schon unser Vater pflegte zu sagen: „Behandle die Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“ Und nach diesem Prinzip führen mein Bruder und ich unser Unternehmen heute noch immer.  

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v.r.n.l.: Mark, Creighton und Richard Hutchinson, Jason McCullagh von Hutchinson Engineering (Foto: Frederik Dulay-Winkler)

Richard Hutchinson, 35, Leiter IT und Marketing:

Ich bin 2007 in das Geschäft eingestiegen. Ehrlich gesagt hat mich Mark ein bisschen ausgetrickst – ich sollte nur für sechs Monate aushelfen, weil so viel zu tun war. Das war vor mittlerweile zehn Jahren. Eigentlich hatte ich andere Pläne, ich habe in Belfast Betriebswirtschaft studiert. Ich hätte mir damals nicht vorstellen können, in den Familienbetrieb einzusteigen. Es ist nicht immer einfach, wenn dein Vater gleichzeitig auch dein Chef, und dein Bruder dein Kollege ist. Heute bin ich froh, dass ich geblieben bin. In einem großen Unternehmen wäre ich vielleicht nur eine Nummer gewesen. Hier gab es für mich viele Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln. Ich konnte Dinge bewegen: Ich habe zum Beispiel IT-Systeme für unsere internen Prozesse eingeführt und mit der TRUMPF Lösung TruTops Boost die Programmierung unserer Maschinen modernisiert. Zusätzlich haben wir TruTops Monitor installiert und können die Produktion damit präzise überwachen. Darin habe ich meine Aufgabe gefunden.

Unser Vater leidet seit einigen Jahren an Parkinson. Seinen starken Arbeitswillen hat er trotzdem nie verloren. Als er nicht mehr in der Firma arbeiten konnte, hat er sich ein neues Projekt gesucht und das alte Cottage unserer Familie auf dem Firmengelände renoviert.

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Pancake Tuesday: Die Hutchinson-Brüder behandeln ihre Mitarbeiter wie Familienmitglieder. (Foto: Frederik Dulay-Winkler)

Jason McCullagh, 41, Leiter Produktion:

Ich bin zwar kein Hutchinson, aber ich fühle mich der Firma trotzdem eng verbunden. Als für die Produktion zuständiger Geschäftsführer bin ich seit zwei Jahren hier und einer von zwei Direktoren, die nicht aus der Familie stammen. Das war auch einer der Gründe, warum ich von Mark und Richard eingestellt wurde. Ich sollte eine neue Perspektive in das Familienunternehmen einbringen. Ich habe mich schnell als Teil der Familie gefühlt, die zwei Hutchinson-Brüder machen es einem wirklich leicht. Und ich glaube, dass uns genau das von anderen Firmen unterscheidet. Wir sind sehr bemüht, ein tolles Arbeitsklima zu schaffen – und wir bekommen dafür von unseren Mitarbeitern maximales Engagement zurück.

Natürlich war es eine Herausforderung für mich, in ein so eingeschworenes Familienunternehmen zu kommen. Mark und Richard haben ein gutes, enges Verhältnis. Aber es hat sich schnell gezeigt, dass unsere Zusammenarbeit Früchte trägt und Mark und Richard sehr viel Wert auf meine Meinung und Erfahrung legen. Wir ergänzen uns perfekt. Mark entscheidet eher aus dem Bauch heraus, sehr intuitiv. Ich hingegen bin ein absoluter Analytiker. Das ergibt eine gute Balance. Jeder von uns respektiert das Kompetenzfeld des anderen. Bei mir ist das die Produktion, bei Richard der Bereich IT und bei Mark das Management.

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Bei Hutchinson Engineering fertigen 100 Mitarbeiter für Kunden aus verschiedenen Branchen - von Busherstellern bis hin zur Luftfahrt-Industrie. (Foto: Frederik Dulay-Winkler)

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