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Ramona Hönl

Richtig abgebogen: Wie ein Familienunternehmen dank Partnerschaft gewinnt

D er Heidelberger Blechfertiger Autz + Herrmann ist seit 115 Jahren im Geschäft und hat sich als Vorreiter in der Laserbearbeitung einen Namen gemacht. Mit dem Einstieg ins vollautomatisierte Schwenkbiegen stellen die Geschäftsführer Irina Autz und Florian Friedrich jetzt die Weichen für die nächste Technologieführerschaft.

Der Roboterarm senkt sich auf die Blechtafel. Seine Greifer mit Niederdruck-Saugnäpfen nehmen die Platine materialschonend auf, drehen sie blitzschnell in die erforderliche Position und legen sie in die Schwenkbiegeanlage TruBend Center 7020 von TRUMPF. Der Biegeprozess erfolgt dann vollautomatisch: schnell, präzise, wiederholgenau und in bester Qualität.

Das Ehepaar Irina Autz und Florian Friedrich ist stolz auf ihre neue Anlage, auch wenn die heute ganz anders aussieht als ursprünglich geplant, wie Friedrich schmunzelnd erzählt: „Wir hatten die Schwenkbiegemaschine TruBend Center 7020 schon gekauft und wünschten uns ergänzend eine möglichst kompakte und preiswerte Automatisierungslösung.“ In ausführlichen Gesprächen mit den Biegeexperten von TRUMPF und deren strategischem Partner Starmatik stellte sich allerdings relativ schnell heraus, dass die angedachte „kleine“ Lösung nicht mit den Anforderungen von Autz + Herrmann in Einklang zu bringen ist. Eine fundierte Beratung bringt schließlich die für Autz + Herrmann beste Lösung.

Immer einen Schritt voraus

Leidenschaft für Blech ist ein Erfolgsschlüssel, mit dem Irina Autz und Florian Friedrich das Familienunternehmen Autz + Herrmann im Herzen der baden-württembergischen Universitätsstadt Heidelberg in vierter Generation führen. Mut ist ein weiterer: Immer wieder in neue Technologien investieren, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. „Mein Vater und mein Onkel haben schon in den frühen 1980er-Jahren als einer der ersten deutschen Kunden eine Laserschneidanlage von TRUMPF gekauft und sich damit als Vorreiter dieser Technologie einen Namen gemacht. Davon profitieren wir immer noch, aber wir ruhen uns auf diesen Lorbeeren nicht aus“, erklärt Irina Autz. Heute bietet Autz + Herrmann Lösungen entlang der gesamten Prozesskette Blech und beliefert Kunden sowohl mit Standardteilen als auch mit einbaufertigen und auf Wunsch individuellen Baugruppen. Irina Autz, die neben den Finanzen und der Produktion auch den Vertrieb des Unternehmens verantwortet, hat das Ohr stets ganz nah am Markt. „Unsere Kunden wollen Service aus einer Hand. Darauf haben wir uns nicht nur mit unserem Motto ‚Blech unlimited‘ eingestellt. Wenn wir auf Anforderungen stoßen, die wir mit unseren vorhandenen Technologien, Maschinen oder Kapazitäten nicht erfüllen können, suchen wir nach passenden Lösungen."

STOPA

Die TruBend Center 7020 mit Starmatik Roboterautomatisierung ist an das vollautomatische STOPA Lager angeschlossen. Nur für die Bereitstellung neuer und den Abtransport beladener Paletten sind Mitarbeiter notwendig.

Blechverarbeitung

Bei Autz + Herrmann werden vorwiegend dünne Bleche verarbeitet. Die Niederdruck-Saugnäpfe der Starmatik Roboterautomatisierung nehmen Platinen besonders materialschonend auf.

Roboterautomatisierung

Die Starmatik Roboterautomatisierung zum Be- und Entladen der TruBend Center 7020 bringt Tempo in die Produktion.

Familienunternehmen

Im Herzen von Heidelberg haben Irina Autz (rechts) und Florian Friedrich (links) in sanierten Backsteingebäuden ihre Fertigung zu einem wahren Vorführzentrum für innovative Blechfertigung ausgebaut.

Fundierte Beratung führt zum Umschwenken

So war es auch beim Thema Schwenkbiegen. „Wir haben uns schon längere Zeit für diese Technologie interessiert, um damit einen weißen Fleck in unserem Portfolio zu füllen“, sagt Irina Autz. Als dann die passende Anfrage eines Kunden mit rund 10.000 Teilen pro Jahr kommt, wird die Sache spruchreif. Das Unternehmerpaar entscheidet sich zügig für den Kauf der TruBend Center 7020 von TRUMPF. „Ausschlaggebend war für uns unter anderem die außergewöhnliche Schachtelhöhe von 350 Millimetern, mit der wir beispielsweise Gehäuse in einem Durchgang biegen können“, erläutert Florian Friedrich. In Sachen Automatisierung fällt die Entscheidung erst nach einer gründlichen Beratung durch Stefan Richter, Biegeexperte und Projektleiter bei TRUMPF, sowie Roberto DeNardi von Starmatik. TRUMPF und der Automatisierungsspezialist Starmatik sind seit 2021 strategische Partner. Der Fokus der Zusammenarbeit liegt auf der Roboterautomatisierung von Biegemaschinen. „Autz + Herrmann profitierte von dieser Partnerschaft“, erzählt Stefan Richter. „Als Herr Friedrich mir sagte, dass er vorhabe, die Anlage auch mannlos über Nacht oder über das Wochenende laufen zu lassen, war mir klar, dass eine kleine Automatisierungslösung auf Dauer nicht ausreichend sein würde.“ Richters Argumente und das vorgelegte Konzept fallen auf fruchtbaren Boden. Irina Autz und Florian Friedrich entscheiden sich zur Investition in eine Starmatik Roboterautomatisierung zum Be- und Entladen der Schwenkbiegemaschine und dazu, die Gesamtanlage an das vorhandene STOPA Lager mit 550 Lagerplätzen anzubinden. Das Entladen der Fertigteile erfolgt bei dieser Anlage ohne Unterbrechung des Biegeprozesses.

Mit Automatisierung Tempo machen

Mit der TruBend Center 7020 lassen sich bei Autz + Herrmann jetzt auch komplexe Bauteile aus dünnem Blech exakt und automatisiert umformen. „Das war beim Freibiegen häufig aufwändig und schwierig“, erklärt Irina Autz. Für perfekte und reproduzierbare Biegeergebnisse sorgt das sensorbasierte Winkelmesssystem ACB-Laser, mit dem sich die Winkel während des Biegeprozesses kontrollieren und auch enge Toleranzen hochpräzise biegen lassen. Die Programmierung der Schwenkbiegemaschine inklusive der Roboterautomatisierung erfolgt bei Autz + Herrmann mithilfe der Programmiersoftware TecZone Bend in Kombination mit der Simulationssoftware SimulEasy. „Mithilfe von SimulEasy lassen sich 3D-Simulationen inklusive Kollisionsüberwachung erstellen. Das gibt unseren Programmierern Sicherheit“, erklärt Friedrich.  Manuelle Eingriffe sind während des Bearbeitungsprozesses nicht erforderlich. Das Umrüsten mithilfe des in der TruBend Center 7020 integrierten Werkzeugwechslers ToolMaster Bend erfordert beim Wechsel der Standardwerkzeuge keinen Bediener mehr und der Materialnachschub kommt automatisch aus dem STOPA Lager. Ein Roboter, der auf einer vor der TruBend Center 7020 angebrachten 16 Meter langen Bodenbahn verfährt, legt die Platinen schnell und exakt in die TruBend Center 7020 ein und stapelt entnommene Fertigteile auf bereitstehende Paletten ab. „Unsere Mitarbeiter müssen bei der Serienfertigung lediglich die beladenen Paletten abtransportieren und freie bereitstellen“, erklärt Friedrich.

Biegezentrum

In den vergangenen Jahren haben Irina Autz und Florian Friedrich intensiv in ein automatisiertes Biegezentrum investiert.

Programmiersoftware

Für Prozesssicherheit sorgt die Programmiersoftware TecZone Bend in Kombination mit SimulEasy. Damit lassen sich vor dem Biegeprozess 3D-Simulationen inklusive Kollisionsüberwachung erzeugen.

Messestand

TRUMPF und der Automatisierungsspezialist Starmatik sind seit 2021 strategische Partner. (V.l.n.r.) Stefan Richter, Biegeexperte und Projektleiter bei TRUMPF, Dominic Schuster, Vertriebsbeauftragter von TRUMPF sowie Roberto DeNardi von Starmatik haben für Autz + Herrmann die beste Lösung gefunden.

Teamarbeit zahlt sich aus

Obwohl Autz + Herrmann der erste Kunde war, bei dem TRUMPF und Starmatik die Komplettlösung bestehend aus TruBend Center 7020 plus Starmatik Roboterautomatisierung installierten, lief von der Beratung bis zur Inbetriebnahme alles reibungslos. „Uns hat besonders gefallen, dass die beiden Partner zu jeder Zeit als Team aufgetreten sind. So haben wir quasi alles aus einer Hand bekommen“, erzählt Florian Friedrich zufrieden.

Die Investition für die TruBend Center 7020 mit Starmatik Automatisierung ist zwar etwas höher ausgefallen als ursprünglich geplant, aber das Unternehmerpaar bereut die Kaufentscheidung nicht. „Das Gesamtsystem aus Maschine, automatischer Be- und Entladung und Lageranbindung ist eine tolle Lösung, die uns alle Möglichkeiten offenlässt. Damit stellen wir die Weichen für die Technologieführerschaft beim Umformen“, sagt Friedrich. Und Irina Autz ergänzt: „Es hat wieder gut geklappt mit der Teamarbeit. Wir stoßen gemeinsam eine Investitionsidee an, beleuchten sie von allen Seiten und hören uns die Argumente der Experten an. Das ist ein interaktiver Prozess. Man kann es sich wie ein Pendel vorstellen, das irgendwann zum Stillstand kommt. Dann steht unsere Entscheidung fest.“ Florian Friedrich fügt lächelnd hinzu: „Und dann geben wir Vollgas, dann kann es uns nicht schnell genug gehen.“

 

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Erstellt am 18.03.2024
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