Eigentlich schneidet die Lasermaschine TruLaser Cell 7040 im Laser Application Center (LAC) von TRUMPF in Ditzingen Carbonteile. Zurzeit läuft dort aber die Kleinserienproduktion von Kopfbügeln aus Kunststoff. Zusammen mit anderen Teilen entsteht daraus ein medizinisches Gesichtsvisier, das Mitarbeiter in Krankenhäusern und Arztpraxen über ihren Atemschutzmasken tragen. Während der Corona-Epidemie sind solche Gesichtsschilde gefragter denn je – und dementsprechend rar.
Produktionsstart nach nur einem Tag
Als die TRUMPF Experten von dem Projekt erfuhren, setzen sie sofort alle Hebel in Bewegung. Schließlich steht die Gesundheit von Patienten auf dem Spiel. „Die Anfrage für die Kopfbügel kam am Donnerstag, 2. April, zu uns“, erzählt Richard Bannmüller, Geschäftsführer für Technik bei TRUMPF Lasertechnik. „Wir haben das Schnittdesign der Bügel optimiert und die ersten Prototypen produziert. Nach nur vier Stunden konnten wir mit der ersten Serie der Kopfbügel starten.“ Unmittelbar zuvor haben die TRUMPF Experten mit dem Projektteam der ARENA36 am Computer sieben Prototypen erstellt und optimiert. Dank digitaler Vernetzung ist das aus der Ferne kein Problem.
Schon einen Tag nach Produktionsstart konnten die ersten 200 Gesichtsschilde an das Krankenhaus Ludwigsburg geliefert werden. Entwurf, Endmontage und Auslieferung an die Abnehmer übernimmt an der Universität Stuttgart der Forschungsverbund ARENA2036. Ensinger Plastics liefert die Platten aus Polyoxymethylen, einem thermoplastischen Kunststoff für Präzisionsteile, aus denen jetzt die TruLaser Cell 7040 von TRUMPF täglich 1000 der Bügel schneidet. Allein in Baden-Württemberg schätzen Experten den Bedarf dieser Gesichtsschilde pro Woche auf 100.000 Stück ein.
Der Forschungsverbund ARENA2036 und das Institut für Flugzeugbau (IFB) der Uni Stuttgart hatten die Idee, wiederverwendbare Gesichtsschilde zu produzieren. Denn während der Epidemie verwendet das medizinische Personal seine Atemschutzmasken oft länger, als diese Erreger abhalten können. Die Gesichtsschilde bieten Viren eine zusätzliche Barriere.
Gebärdensprache funktioniert dank Glasvisier problemlos
Neben Krankenhäusern kommen die Gesichtsschilde häufig auch in den Praxen von Zahnärzten und Kieferorthopäden zum Einsatz. Diese arbeiten direkt im Mund des Patienten. Das Infektionsrisiko ist daher noch höher. Auch Behindertenwerkstätte unterstützt das Projektteam. Deren Mitarbeiter unterhalten sich oft in Gebärdensprache. Mit herkömmlichen Atemmasken ist das nicht möglich, mit den transparenten Gesichtsschilden hingegen schon. Eine Lieferung versendete das Projektteam per Express an die Partner-Universität in Bergamo. Die Gesichtsschilde verteilen die Mitarbeiter jetzt an Krankenhäuser in der Lombardei. In der zweiten Projektphase unterstützt das Team weitere Krisenregionen im Ausland mit den Produkten.