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Daniel Kurr

Gemeinsam Zukunft gestalten

M it dem Bau eines neuen Produktionsstandortes will SCHRAG Geschäftsführer Thomas Goswin den Geschäftsbereich Kantprofile stärken. Für die Fabrikplanung holt er sich Unterstützung bei den Smart Factory Consultants von TRUMPF.

Zeit ist Geld im Baugewerbe. Vom Auftragseingang bis zur Auslieferung der Produkte auf die Baustelle vergehen meist nur wenige Tage – Tagesgeschäft für Thomas Goswin: „Neben Qualität und Preis stehen kurze Lieferzeiten im Fokus unserer Kunden. Ein, zwei Tage machen da schon etwas aus.“ Goswin weiß, wovon er spricht. Die SCHRAG Gruppe mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Hilchenbach entwickelt und produziert Komponenten für den industriellen Hallenbau. Mit vier Fertigungsstandorten in Deutschland sowie den Niederlassungen in Tschechien und Polen gehört SCHRAG seit Jahren zu den Marktführern. Damit das so bleibt, hinterfragt Goswin regelmäßig die Ausrichtung seiner Unternehmensgruppe und der einzelnen Geschäftsfelder. Im größten Geschäftsfeld Kantprofile sieht er Optimierungspotenzial: „Effizientere Abläufe können uns den entscheidenden Vorsprung verschaffen und die erreichen wir durch Automatisierung.“

Ein guter Plan muss her

Allerdings ist die automatisierte Fertigung von Kantprofilen kein leichtes Unterfangen. „Wir fertigen in der Regel auftragsbezogene, überwiegend kundenindividuelle Teile“, erklärt Goswin und fährt fort: „Mit einem Team von Mitarbeitern ist es aber gelungen, Teile zu identifizieren, die eine gewisse Wiederholhäufigkeit aufweisen.“ Dabei handelt es sich um Pfetten und Riegel für die Unterkonstruktion im Hallenbau. „Unsere Idee war, diese Teile aus den bestehenden Standorten abzuziehen und in einem ganz neuen Werk automatisiert zu fertigen“, erzählt Goswin: „Dafür wollten wir das modernste Produktionswerk für Leichtbauprofile in Europa auf die grüne Wiese stellen.“ Die war schnell gefunden, aber, sagt Goswin: „Wir sind keine Automatisierungsspezialisten. Für den Aufbau eines neuen Produktionsstandortes und die damit einhergehende Umstrukturierung der Standorte haben wir uns deshalb Unterstützung geholt.“

Genaue Produktanalysen der SCHRAG-Projektgruppe zeigen, dass manche Profile eine gewisse Standardisierung aufweisen. Diese Profile werden künftig automatisiert auf einer Rollprofilieranlage am SCHRAG Standort Hamburg Seevetal gefertigt.

Bei der Analyse von Prozessen und der Suche nach Optimierungspotential war geballtes Fachwissen gefragt. Thomas Goswin stellte daher ein Projektteam zusammen, bestehend aus allen Standortleitern, dem Technischen Leiter, dem IT-Leiter sowie weiteren Kollegen aus den Bereichen Produktion, Vertrieb und IT.

Als Alternative zum ursprünglich geplanten Bau eines neuen Produktionsstandortes, favorisieren die Smart Factory Consultants und die Mitglieder der SCHRAG-Projektgruppe den Ausbau des bestehenden Standorts Hamburg Seevetal. Hier werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, automatisiert Pfetten und Riegel zu fertigen.

Thomas Goswin, Geschäftsführer der SCHRAG Gruppe (links) ist begeistert vom Verlauf der Beratung durch die Smart Factory Consultants von TRUMPF: „Mir hat gefallen, dass die Kollegen von TRUMPF aus der Blechwelt kommen. Ihnen mussten wir nicht erst erklären was ein Kantprofil ist“

Partner auf Augenhöhe

Von seinem Ansprechpartner bei TRUMPF hört Thomas Goswin vom Smart Factory Consulting Team, das Blechbearbeiter maschinen- und herstellerunabhängig auf ihrem Weg zur Smart Factory berät und begleitet. Zum Beratungsumfang gehört auch die Fabrikplanung. Goswin: „Mich hat überzeugt, dass die TRUMPF Consultants aus der Blechwelt kommen. Denen muss ich nicht erst erklären, was ein Kant- oder Biegeteil ist. Wir sprechen eine Sprache.“

Im Februar 2020 findet in Hilchenbach der Kick-off des Projekts statt. Das SCHRAG Projektteam besteht aus allen Standortleitern, dem Technischen Leiter, dem IT-Leiter sowie weiteren Kollegen aus den Bereichen Produktion, Vertrieb und IT. „Es ging mir darum, möglichst viele Kollegen mit ihrem spezifischen Fachwissen an Bord zu holen. Alle sollten sich von Anfang an eingebunden fühlen“, begründet Thomas Goswin seine Auswahl. Die Smart Factory Consultants Robert Herold und Dominique Hensel beginnen den Prozess mit detaillierten IST-Analysen an den Standorten. Immer in enger Zusammenarbeit mit dem SCHRAG Team. Sie untersuchen mit Hilfe von Analysetools Material-, Informations- und Produktionsflüsse. Auf der Grundlage der Ergebnisse entwickeln sie gemeinsam mit der SCHRAG Projektgruppe Lösungen zur Effizienzsteigerung an den Standorten.

Ausbau statt Neubau

Auch zum Aufbau des neuen Standortes machen sie sich Gedanken. Je mehr Produktionszahlen allerdings auf dem Tisch liegen, desto attraktiver erscheint dem Projektteam eine Alternative: Warum nicht den bestehenden Standort Seevetal ausbauen und fit für die automatisierte Fertigung machen, anstatt in einen komplett neuen Standort zu investieren?  Robert Herold erklärt: „Der Standort Seevetal in Hamburg war schon auf die Fertigung von Pfetten und Riegel spezialisiert – und es gab da ein freies Grundstück.“ Dominique Hensel ergänzt: „Es hat sich herauskristallisiert, dass der Ausbau des Standorts Seevetal sowie die Optimierung der bestehenden Standorte einen größeren Mehrwert für die SCHRAG Gruppe liefern als ein Neubau.“ Der Plan überzeugt alle Projektbeteiligten und auch Thomas Goswin zieht mit: „Ich bin von Anfang an ergebnisoffen in die Planung gegangen. Die von den Consultants vorgebrachten Argumente, untermauert von Wirtschaftlichkeitsberechnungen und der gemeinsam erarbeiteten Faktenbasis haben uns alle überzeugt.“

Bei der Fertigung von Sonderprofilen kommt die Automatisierung an ihre Grenzen. Sie werden bei SCHRAG auch künftig von Kantprofis an Biegepressen bearbeitet. Am SCHRAG Standort Hamburg Seevetal komplettiert eine 12,5 Meter Presse von TRUMPF die vorhandene Pressenstraße.

Am SCHRAG Standort Seevetal entsteht auch ein neues Coillager, das sowohl die Rollprofilieranlage, als auch die Pressenstraße mit Material versorgt.

Teamarbeit war das A und O bei der Zusammenarbeit von SCHRAG und TRUMPF. Die Smart Factory Consultants Robert Herold (vorne links) und Dominique Hensel (Bildmitte hinten) konnten das SCHRAG Projektteam in Vor-Ort-Workshops, aber auch in virtuellen Meetings mit ihrem Fachwissen überzeugen.

Starke Kombi: Prozess- und Technologiewissen

Der Traum vom modernsten Produktionswerk für Leichtbauprofile in Europa ist also nicht vom Tisch – nur der Standort wird ein anderer sein. Zur Umsetzung dieses Ziels machen sich die Smart Factory Consultants und das Projektteam an die detaillierte Farbrikplanung für Seevetal. Zunächst gilt es, dort die Voraussetzungen für eine automatisierte Fertigung von Standardteilen zu schaffen. Dazu empfehlen die TRUMPF Consultants die Investition in eine hochautomatisierte Rollprofilieranlage. Aber das ist nicht alles: Da bei einem Großauftrag häufig auch Sonderprofile Bestandteil des Lieferumfanges sind und eine Teilung von Aufträgen nicht zielführend ist, wird in Seevetal darüber hinaus eine Pressenstraße inklusive einer 12,5-Meter-Presse von TRUMPF für Sonderprofile installiert. Ein neues Coillager bedient beide Fertigungsstränge. Für eine effiziente An- und Ablieferung von Material und Teilen, ist eine Lkw-Werksumfahrung Bestandteil des Plans. Ein neues Bürogebäude komplettiert den Ausbau des Standorts, der 2022 die Produktion aufnehmen soll.

Dominique Hensel ist hochzufrieden: „Dieses Projekt hatte für uns eine ganz neue Dimension. Es hat gezeigt, dass unser kombiniertes Prozess- und Technologiewissen auch dann gute Ergebnisse bringt, wenn das klassische TRUMPF Portfolio nicht passt.“ Und auch Thomas Goswin ist begeistert: „Ich muss zugeben, dass ich anfangs meine Zweifel hatte an dem Versprechen, dass die Beratung durch TRUMPF neutral, also hersteller- und maschinenunabhängig sei. Aber es hat sich gelohnt, den Smart Factory Consultants einen Vertrauensvorschuss zu geben. In einer tollen Teamleistung haben wir gemeinsam die für das Unternehmen beste Lösung erarbeitet.“ Mit der Kombination von automatisierter und klassischer Fertigung in einem Werk hat SCHRAG nun ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb, und das spornt Goswin und sein Team an, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. „Die Entlastung unserer einzelnen Standorte gibt uns nun Raum für neue Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen. Und auch die weitere Optimierung der werkübergreifenden Prozesse und die damit verbundene Vernetzung der Standorte von SCHRAG steht noch auf der Agenda.“, erklärt Goswin und weiß, dass er sich auch dabei auf die Smart Factory Consultants von TRUMPF verlassen kann.

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